Mittwoch, 5. August 2015

Umgang mit Rabatz-Diskutierern

• • • Speziell in den letzten vier Wochen erlebte ich überdurchschnittlich viele Diskussionen und Auseinandersetzungen mit Menschen, die massiv auf Krawall gebürstet waren. Solche Rabatz-Diskussionen sind für mich anstrengend und kräftezehrend. Meine Gedanken hierzu möchte ich zum Anlass nehmen, meine Arbeit hier im Blog wieder aufzunehmen.

• • • Was die frühen IRC-Kanäle kaum und die Internet-Foren in eher begrenztem Maße hervorbrachten, gehört seit den modernen sozialen Netzwerken zum Alltäglichen: Enthemmte Trolle, ungebildete Wutbürger und agitierende Stammhausparolen-Schwinger fluten das Weltnetz mit Kommentaren und von ihnen angestrengtem Streit. Speziell bei facebook erlebe ich seit etwa einem Jahr eine massive Zunahme dieses Phänomens.

• • • Die Muster dieser Rabatz-Diskutierer sind recht gleichförmig. Eine wilde These (in der meistens schon eine Beleidigung jemandem gegenüber steckt) dient als einladende Provokation zum Streit, in dem der Troll dann sich abwechselnd auf seine Meinungsfreiheit beruft und über andere (und natürlich auch über seine Diskussionspartner) auslässt. Dabei sind Straftatbestände (zum Beispiel: Beleidigung, Üble Nachrede, Verleumdung) inzwischen keine Seltenheit mehr, meist bleiben sie mangels Strafantrag jedoch unbehandelt.

• • • Doch wie soll man mit solchen Krawall-Streitern umgehen? Ich habe mich, gerade aus der jüngeren Erfahrung in einigen "launigen Diskussionen" eine bestimmte Strategie zurechtgelegt.

• • • Das Wichtigste zuerst: Man muss sich nicht alles ans Bein binden! Man ist nicht verpflichtet, jede Diskussion zu führen und auf jedes entgegengebrachte "Argument" einzugehen - dafür gibt es kein "kosmisches Gesetz" oder ähnliches. Internet-Trolle wollen einem einreden, man müsse sich jetzt und hier sofort mit ihrer Meinung beschäftigen - dabei folgen sie letztlich betrieben ihrem Drang nach Aufmerksamkeit.

• • • Jedem steht jederzeit das Recht zu, eine Konversation nicht zu führen oder zu beenden bzw. zu verlassen, gerade wenn der entsprechene Kommunikationspartner Dinge von sich gibt, die emotional belastend sind und/oder negativ aufstoßen. Ob es nun die Internet-Diskussion oder das Gespräch unter vier Augen mit dem eigenen Chef ist, bei dem man persönlich angegriffen wird: Man muss nicht "Diskussion" führen. Man darf vor allem nicht zulassen, dass der "Gesprächspartner" einen in eine Er-Duldungsstarre zwingt und damit zur Bühne seiner eigenen Eitelkeit bzw. seines Narzissmus macht. Ein Abbruch ist jederzeit gestattet.

• • • Das gern eingesetzte Berufen auf Meinungsfreiheit ist der nächste Punkt: Meinungsfreiheit endet dort, wo Menschen in ihrer Ehre angetastet werden. Trolle rufen gern "Zensur", wenn man sie bittet, ihren Ton zu mäßigen - diese Menschen haben sich während der "Diskussion" nicht mehr im Griff und können sich nicht mehr regulieren, entsprechend lohnt ein konstruktiver Umgang mit vorgebrachten (meist ja auch hanebüchenen) "Argumenten" gar nicht mehr. Es empfiehlt sich daher durchaus, Schaden (an den eigenen Nerven wie auch am eigenen Ruf) zu begrenzen.

• • • Beiträge von Rabatz-Diskutierern auf eigenen Seiten (beispielsweise Kommentare bei facebook auf ein eigenes Posting auf der eigenen Pinnwand) dürfen jederzeit gelöscht werden. Ich würde niemals dulden, wenn ein Bekannter spontan bei mir vorbei kommt und mir dann laut pöbelnd auf den Wohnzimmertisch kackt - warum sollte ich dies also online tun? Entsprechende Kommentare werden gelöscht, trollende "Freunde" werden "entfreundet", vielleicht sogar geblockt. Warum sollte man sich Rabatz ans Bein binden, wenn dieser Streit eher Material für eine Sitzung beim Psychotherapeuten des Trolls wären statt für einen konstruktiven austausch mit freundlichen Menschen?

• • • Oftmals wird einem beim Abbrechen oder Vermeiden entsprechender Kommunikation dann Intoleranz oder Kritikunfähigkeit vorgeworfen. Das zeugt m.E. eher von einem hohen Maß an Troll- und Streitlust und weniger von dem Interesse, eine ergebnisoffene und konstruktive Diskussion führen zu wollen. Entsprechend berühren mich solche Vorwürfe nicht mehr. Wer mir Vorwürfe macht, dass ich mit meinem inkontinenten Pöbel-"Gast" in meinem Wohnzimmer nichts mehr zu tun haben möchte und ihn vor die Türe setze, der darf gern gleich mit raus.

• • • Letzter Tipp: Sicherungen! Man darf ruhig Screenshots machen von entsprechenden Postings, Kommentaren und Diskussionsverläufen. Man kann nie wissen, wofür man sie mal brauchen kann. Und falls die Troll-Äußerungen zu heftig sind, sind diese Sicherungen auch Beweismittel. Speziell, wenn es um die Schädigung des eigenen Rufes geht, kann dies wirklich wichtig werden.

• • • Ein unschönes Thema, fürwahr. Ich beschäftige mich immer wieder, woher diese Zunahme der Diskussionsenthemmung im Internet kommt. Menschen, die im realen Leben beim Brötchenbestellen kaum das Maul aufbekommen, ziehen plötzlich im Netz vom Leder. Die psychologischen Hintergründe werde ich in der nächsten Zeit verstärkt in den Blick nehmen - wer weiß, vielleicht verarbeite ich sie ja auch in einem künftigen Roman...

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