Freitag, 8. August 2014

Transcendence - über Gefühle, SF und vertane Gelegenheiten

• • • Ich habe dieser Tage gesehen, dass der DVD-Start des Films "Transcendence" bevorsteht; ab 28. August ist der Film mit Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany, Morgan Freeman und Cillian Murphy (letzteren kennt man vielleicht noch als "Scarecrow" auf dem Nolan-Batman-Dreiteiler) im Handel. Für mich ist das heute Anlass, hier ein paar Worte zu diesem Film zu schreiben.

• • • "Transcendence" wirkte auf mich wie eine Romanverfilmung, die es nicht schafft, einen für den Kinozuschauer angemessenen Rhythmus zu finden - die Handlung wird nicht dem Medium Film angemessen dramaturgisch präsentiert. Da kann die optisch überdurchschnittliche (aber leider nicht visionäre oder wirklich spannende) Darstellung noch so nett sein, die Tempoprobleme in der Szenenabfolge und die dutzendweise offen erkennbaren Logikfehler machen den Film zu keinem Erlebnis. Dies wird durch die leider nur überschaubar gute schauspielerische Leistung diverser Darsteller untermauert: "Transcendence" fing mich nicht ein, ließ mich nicht fasziniert in den Film aufgehen, sondern hielt mich immer schön auf Abstand.

• • • Zwei Dinge störten mich ungemein bei diesem Film. Zum Einen spielt ein guter Teil der Handlung in den Kulissen einer quasitoten Stadt irgendwo in der Wüste ... dort, wo der erste Thor-Film bereits angesiedelt war - sorry, aber das war (wie bei "Thor" schon) superbillig und verursachte bei mir als Zuschauer das Gefühl, nicht Ernst genommen zu werden. Zum Anderen aber - und das war für mich der viel größere Knackpunkt - hält sich der Film erst gar nicht damit auf, ein Science Fiction Film sein zu wollen. Tatsächlich wird in großem Maße Blackboxing betrieben: Es wird erst gar nicht versucht, Dinge zu erklären und dem Zuschauer das Gefühl von Plausibilität zu geben. Da werden Quantenprozessoren erwähnt, aber nicht erläutert. Da wird der Übergang der Auswirkungen einer Künstlichen Intelligenz aus dem Computer in die reale Welt kaum mit Erklärung unterfüttert. Und da driftet der Film in der letzten halben Stunde komplett in die Fantasy ab, weil Dinge einfach nur noch geschehen, ohne dass sie erklärt werden. Das erzeugt Unmut beim Zuschauer, das kann sogar in Angst vor und Ablehnung von Computertechnologie auslösen - und damit ist "Transcendence" kein SF-Film (der würde erklären und das Thema erörtern statt Position zu beziehen), sondern nur noch der Versuch, einen Film über Gefühle zu präsentieren. Aber genau hierin scheitert das Script ebenfalls, weil die Gefühle der Protagonisten füreinander viel zu oberflächlich dargestellt werden. Hier fehlt die Tiefe ebenso wie in der Erklärung der technischen Zusammenhänge.

• • • Zusammengefasst hat mich der Film enttäuscht. Hier wurden Chancen verschenkt, schöne Gelegenheiten vertan und das Potenzial der SF (nämlich das Erörtern des "Was wäre, wenn?" und von philosophischen Ansätzen) nicht auch nur angekratzt. Schade, eigentlich ... das hätte ein interessanter Film sein können.

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