Montag, 5. September 2011

Politik via Pseudonymforderung

• • • Diese Zeit ist schnelllebig: Kaum ist die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern ist medial und floskelig durchgekaut (SPD und Grüne gewinnen, CDU verliert, FPD fliegt raus, NPD weiterhin drin, extrem niedriges Wahlbeteiligung), da kommt am Tag danach sogleich aus der parteipolitischen Ecke genau das, was die Menschen in Deutschland so partei- und politikverdrossen macht: Ablenkung. Heute fordert diverse Parteipolitiker und politische Aktivisten (darunter Sascha Lobo, aber kein einziges Mitglied der Piratenpartei) öffentlichkeits- und vor allem medienwirksam ein »Recht auf Pseudonym« bei Google+ (Link: HIER).
• • • Dabei repitieren sie nur das, was seit langer Zeit in Bezug auf Facebook und andere soziale Netzwerke im Gange ist: eine Diskussion, ob Pseudonyme bei Facebook oder Google+ erlaubt sein sollen oder nicht. Die Forderung nach dem »Recht auf Anonymisierung im Internet« ist nicht neu und nicht brandaktuell geboren: Seit Monaten ist klar, dass Google+ ebenso wie Facebook in seinen Nutzungsbedingungen die Angabe realer Namen erwartet. Und es ist auch bekannt, dass diese Firmen (Google Inc. als Aktiengesellschaft, Facebook Inc. als Kapitalgesellschaft) dies hauptsächlich tun, um sich gegen Forderungen abzusichern - ganz ehrlich: Hier geht es doch ums Geld und nichts anderes!
• • • Aber gerade jetzt, nachdem die Pseudonym-Forderungs-Diskussionswelle gegen Facebook abgeebbt ist und die gegen Google+ in Deutschland in den letzten Monaten (seit Start der halboffenen Beta) nur mäßig ist Fahrt gekommen ist, just heute nach der Wahl in MV nutzen eine handvoll Leute die Gelegenheit und proklamieren medial eine Forderung, die seit Beginn der sozialen Netzwerke immer wieder in den Raum gestellt wird (also nicht neu ist) und die ganz einfach umgangen werden kann (indem man einfach ohne großes Mediengetrommel einen anderen Namen angibt, so wie das tausende Menschen bei Facebook und Google+ tun).
• • • Denn wir wissen doch (spätestens nachdem Facebook immer noch an der Angabe von Klarnamen festhält): Am Ende wird diese lautstarke Forderung nichts verändern. Und das wissen alle, die den offenen Brief unterschrieben haben. Wem nutzt also dieses Gewese? Meine Antwort: allen, die auf diesem offenen Brief unterschrieben haben - das ganze ist ein (partei)politisches Mediengetue, um Aufmerksamkeit zu erringen. Und die Medien haben am Tag nach der MV-Wahl ein gefundenes Fresschen.
• • • Was Otto Normalmensch nicht weiß: Sascha Lobo hat bereits im Juli dieses Jahres das Thema »Klarnamen bei Google+« öffentlichkeitswirksam kommuniziert ... und Herr Dr. Tauber von der CDU (der die heutige Forderung unterschrieben hat) stellt sich damit gegen seinen Parteikollegen Axel Fischer (der hier ein »Vermummungsverbot« im Internet fordert).
• • • Ich kann Euch allen da draußen nur raten: Beschäftigt Euch nicht mit dem politischen Getrommel irgendwelcher Leute, das nur deren öffentlichen Wahrnehmung nutzt. Macht einfach das, was wir alle tun - individuell und ganz privat (ohne mediales Tammtamm) entscheiden, ob Ihr Euren echten Namen angeben wollt oder nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen