Mittwoch, 21. Juli 2010

Shutter Island

• • • Mit einer Filmbesprechnung melde ich mich aus meinem bislang recht ausgiebigen Sommerloch: ich habe gestern »Shutter Island« auf DVD gesehen.
• • • Zunächst war ich verblüfft, wie füllig Leo im Gesicht aussah - was für die Figur, die er verkörperte, durchaus passend war. Doch bereits in den ersten Takes der Dialogszene zwischen ihm und seinem Partner an Schiff fiel mir auf, dass die einzelnen Einstellungen superschlampig geschnitten waren. Zunächst hoffte ich auf eine bewusst eingesetzte Schneidetechnik, aber im Verlauf des gesamten Films kam es zu enorm vielen und keineswegs beansichtigten Anschlussfehlern. Wenn man sich überlegt, wie aufwändig der Film sonst gestaltet war (die Kamerafahrten waren bestimmt nicht preiswert und die digitalen Effekte ebenso), dann war das schon sehr, sehr enttäuschend.
• • • Die schauspielerische Leistung war ... hm ... okay. Leo fand ich mittelmässig, Mark Ruffalo war richtig gut (schließlich hatte er auch endlich mal ne richtig anspruchsvolle Rolle), Ben Kingley war der übliche »Ich habe nur drei Gesichtsausdrücke«-Kingsley und der Naziarztdarsteller (dessen Name ich gern vergesse) war das x-mal gesehene Versatzstück ohne wirkliche Seele.
• • • »Shutter Island« präsentiert neben tollen Bildern und reizvollen Einstellungen eine Handlung, die vermutlich recht gut aus der Romanvorlage adaptiert wurde - und das ist meiner Erachtens die grösste Schwäche des Films: die Storychoreographie klappt in einem Roman perfekt, für einen Psychothriller-Movie funktioniert eine direkte Umsetzung der Erzählmuster vom Roman in den Film einfach nicht. Kein Wunder, dass der Plot von »Shutter Island« für viele (auch für mich) vorhersehbar und nicht überraschend war. Speziell das Ende war für Genre-Kenner (also für jene, die viele Psychothrillerfilme gesehen haben) enttäuschend und viel zu schwach.
• • • Mein Fazit: zwei Stunden Film, verblüffend schlampig gefilmt (man kann nur das schlecht schneiden, was in der Aufnahme vorher nicht ordentlich gefilmt wurde), zeitweise nette Bilder, ein guter Mark Ruffalo, eine vermutlich werksgetreue (und daher nicht funktionierende) Adaption des Romanstoffs und ein Beigeschmack nach dem Motto »War gut, dass ich den Film nicht im Kino gesehen habe - ich hätte ich geärgert, so viel Geld ausgegeben zu haben«.